Auftakt Auftakt Ein (Arbeits-)Leben für Tiere Judith Wabnitz Tierärztin Judith Wabnitz kennt Flusspferd Ernie schon aus Kindertagen. 5 * Einen näheren Einblick in den Arbeitsalltag einer Zootierärztin bekommen Sie ab Seite 18.Ob bei der Arbeit oder in der Freizeit: Zootierärztin Judith Wabnitz ist den größten Teil des Tages von Tieren umgeben. Seit 2018 arbeitet die 45-Jäh-rige in der ZOOM Erlebniswelt, 2021 übernahm sie die Auf-gabe der Leitenden Tierärztin. Auch privat ist ihr Alltag von Tieren geprägt – sie hat Ponys, Ziegen, Schafe, Kaninchen, einen Hund und ist im Kutschenverein aktiv. Sie haben viele Jahre in einer Kleintier-klinik gearbeitet. Welche Unterschiede gibt es in der Behandlung von Hamster, Katze und Co. im Vergleich zu Löwe, Nashorn, Erdmännchen oder Eisbär?Einem Tiger oder Eisbären kann ich nicht einfach wie einem Hund oder einer Katze eine Spritze per Hand geben: In solchen Fällen verwende ich ein Blasrohr, um die Spritze mit Abstand aus sicherer Entfernung verabreichen zu können.* Aber auch die Diagnostik wie Blutabnahme beim Nashorn oder Ultraschall beim Seelöwen stellt mich vor andere Herausforderungen. Mit Hilfe von medizinischem Training werden die Tiere auf solche Situationen vorbereitet.Traumjob Tierärztin in der ZOOM Erlebnis-welt: Würden Sie das so unterschreiben?Ich bin super gerne Tierärztin und würde es jederzeit wieder werden wollen, auch wenn der Weg dahin lang ist und man eigentlich nie mit dem Lernen fertig wird. Das Besondere an der Zootiermedizin ist das komplette Spektrum, das mir geboten wird: Es geht um Diagnostik und Therapie, aber vor allem um die Gesundhaltung der Tiere. Gerade in Letzterem liegt ein Hauptteil der Arbeit. Die präventiven Maßnahmen zur Gesundhaltung der Tiere sind ein wichtiger Teil des Jobs. Auch das ist anders als in der Kleintierpraxis – da bekommen die Mediziner:innen die Tiere in der Regel oft erst zu Gesicht, wenn sie krank sind.Afrika, Asien oder Alaska: Gibt es Erlebnis-welten, in denen Ihr Arbeitsalltag besonders aufwendig und ereignisreich ist? In jeder Erlebniswelt sieht der Arbeitsalltag anders aus, jedes Tier bringt seine eigenen Anforderungen mit – mich kann auch das kleinste Tier den ganzen Tag beschäftigen. Natürlich sind auch sehr schöne Momente dabei, besonders, wenn etwas trotz schlech-ter Prognose gut wird. Ein Beispiel: Unsere Spornschildkröte Helmuth konnte sich aufgrund seiner Schultererkrankung nicht mehr alleine fortbewegen. Mit verschiede-nen Therapieansätzen haben wir ihn dann aber nach ein paar Monaten wieder mobil bekommen – es ist ein gutes Gefühl, ihm jetzt wieder beim Laufen im Schildkröten-garten zuzuschauen.Vor welchen Herausforderungen stehen Sie als Zootierärztin?Allgemein ist es in der Zootiermedizin die größte Herausforderung, dass es nicht das eine Nachschlagewerk mit genauer Anleitung gibt. Wenn Plan A nicht geht, muss Plan B her – man muss improvisieren und kreativ sein. Und mit jeder Diagnostik oder Therapieform kommen die nächsten Anforderungen: Knieröntgen beim Braun-bären, Operation von Seelöwenaugen oder eine Hyäne im CT. Sehr viel Verantwortung bedeutet es, gefährliche Tiere in Narkose zu legen. Schläft das Tier zu tief, besteht die Gefahr, dass es die Narkose nicht gut verpackt oder sogar nicht überlebt. Schläft das Tier jedoch zu oberflächlich, ist die Sicherheit des Teams am OP-Tisch nicht gewährleistet. Auch die Geburt und die Aufzucht des tierischen Nachwuchses sind bedeutsam – sie spielen eine wichtige Rolle für den Arterhalt und die Sozialstruktur bzw. das Verhalten der Tiere. Es ist immer ein sehr schöner Moment, wenn die Nachzucht einer bedrohten Tierart gelingt.